Was ist das Geheimnis einer wertschätzenden und achtsamen Führung?
Also, das Geheimnis eines wertschätzenden und achtsamen Führens ist eigentlich gar kein Geheimnis, es ist relativ simpel und relativ einfach. Es fängt einfach mit dem Thema Wahrnehmung an. Das heißt, Wahrnehmung ist das erste, was wir brauchen, um achtsam führen zu können und wenn uns die Wahrnehmung gelingt, dann funktioniert sicherlich auch das achtsame wertschätzende Führen. Denn von der Wahrnehmung ausgehend fängt die emotionale Intelligenz an; das heißt, das ganze Thema des Selbstmanagements, des Umgangs mit andern beginnt mit der Wahrnehmung. Dass das nicht so einfach ist, hat man im Vortrag ja schon gesehen, wir haben ja diesen kleinen Wahrnehmungstest gemacht und ziemlich schnell entgleitet man dann der Wahrnehmung; insofern ist es doch noch ein Geheimnis.
Können Sie den Begriff Management der Emotionen bzw. Emotionsmanagement erläutern?
Unser Management ist ganz, ganz oft noch geprägt von dem so genannten IQ-Management. Ich nenne das immer von der akademischen Intelligenz, das heißt vom Fachwissen. Und Emotionsmanagement ist ja dieser gekonnte Umgang mit Emotionen, den eigenen, den fremden. Im Rahmen des Emotionsmanagements ist für mich ganz, ganz klar das Thema der Selbstreflektion ausbaufähig, das heißt wie treten wir nach außen auf, wie gehen wir mit unseren Emotionen um, wie reflektieren wir sie und wie reflektieren wir auch schließlich die Emotionen der anderen, der Mitarbeiter unseres Umfelds, der Kollegen. Dies ist meiner Meinung nach noch eins der Themen, die wir ganz, ganz weit ausbauen können. Natürlich hängen die Themen, die danach kommen, noch mit daran, das hieße, es wäre das Thema der Selbstmotivation. Emotional intelligente Managerinnen und Manager motivieren sich selbst und das Thema der Selbstdarstellung, einer gekonnten Selbstdarstellung, die weder unter- noch übertrieben ist, ist eines von weiteren spannenden Themen, die es gilt, in Zukunft voranzutreiben.
Wodurch zeichnen sich gute Führungskräfte Ihrer Meinung nach aus?
Also, gute Führungskräfte zeichnen sich eigentlich durch drei ganz wesentliche Elemente aus: Das erste Element und meiner Meinung nach eben das wichtigste ist die gekonnte emotionale Führung, dass heißt achtsame Wertschätzung in der Führung. Das heißt letztendlich nichts anderes als der gekonnte Umgang mit den Gefühlen von mir und den anderen, also gekonntes Emotionsmanagement. Aber auch das gehört dazu, gute Führungskräfte zeichnen sich natürlich auch durch ein entsprechendes Fachwissen aus. Ich denke das ist ein Thema, was dann vielleicht manchmal im Rahmen des ganzen Emotionsmanagements zu kurz kommen kann. Sie zeichnen sich aus durch sehr gute und sehr ausgeprägte sozial kognitive Fähigkeiten, dass heißt, das sind Fähigkeiten, die etwas mit Wahrnehmung und Erkenntnisgewinnung zu tun haben, das heißt, sie können sehr gut Themen wahrnehmen, Emotionen wahrnehmen, sie können Stimmungen wahrnehmen und gekonnt mit diesen umgehen. Also sozial kognitive Fähigkeiten und diese drei zeichnen gute Führungskräfte meiner Meinung nach aus.
Zur Person
Prof. Dr. Christoph Tiebel
Christoph Tiebel ist Studiendekan an der Reinhold-Würth-University, Campus Künzelsau der Hochschule Heilbronn. Sein Lehrgebiet ist Human Ressource Management und Management Skills mit dem Forschungsschwerpunkt Training von emotionaler und sozialer Intelligenz. Außerdem ist er als Unternehmensberater, Trainer und Coach in verschiedenen Branchen und Organisationen, z.B. Bosch, Caritas, Diakonie, im Bereich Strategie- und Personalentwicklung tätig.