Das steigende Gesundheitsbewusstsein der Deutschen sorgt für einen enormen Zuwachs im Gesundheitstourismus. Volkskrankheiten wie Burnout und Stress verankern sich immer mehr in den Köpfen der Menschen. Ulrike Ditz, Gesundheitspädagogin und Leiterin des Burnout-Centrums, kennt die Herausforderungen der Zukunft. Im Interview zu ihrem Vortrag beim Life Balance Day 2016 am 17. September in Aschaffenburg spricht sie über die Entwicklung des Gesundheitstourismus in Deutschland und wie Anbieter dieser Branche sich positionieren müssen, um erfolgreich zu sein.
Interview mit Ulrike Ditz zum Life Balance Day 2016
Hallo Frau Ulrike Ditz, worin liegt der starke Zulauf im deutschen Gesundheitstourismus begründet?
Gesundheit wird zum Lifestyle. Das steigende Gesundheitsbewusstsein der Deutschen wird an vielen Stellen deutlich: gesunde Ernährung und soft Health-Produkte erhalten Einzug in die Lebensbereiche Bio-Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Naturkosmetik, Möbel aus naturbelassenen Materialien, Kleidung aus Bio-Fasern u.v.m.
Aussehen und körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern wird immer wichtiger. Die Volkskrankheit Nummer 1, „psychische Erkrankungen“, dringt mehr und mehr ins Bewusstsein.
Die Gefahr von Burnout und stressbedingten Erkrankungen wird immer mehr Menschen mit hohen beruflichen und/oder privaten Belastungen bewusst. Für viele wird das persönliche Gesundheitsmanagement zur Schlüsselkompetenz.
Wie wird der demografische Wandel diese Entwicklung in den kommenden Jahren weiter beeinflussen?
Glaubt man den Markt- und Trendforschern kann der Gesundheitstourismus in den nächsten Jahrzehnten zu den entscheidenden Konjunkturmotoren der Tourismusbranche gehören. Angesichts des wachsenden Gesundheitsbewusstseins und in Folge des demographischen Wandels stehen die Chancen gut, dass sich die Nachfrage weiter positiv entwickelt.
Trotz der enormen Potenziale: Betriebe betreten oft erst Neuland in diesem höchst attraktiven, aber sogleich stark umkämpften Markt. Marktfähige Produkte, Alleinstellungen und Wettbewerbsvorteile sind gefragt, um immer anspruchsvollere Kunden und zahlende Gäste zu erreichen.
Sind deutsche Anbieter auf diese erhöhte Nachfrage sowie auf die modernen Ansprüche und Bedürfnisse vorbereitet? Und was muss verbessert werden?
Hier steht der Gesundheitstourismus in Deutschland erst am Anfang seiner Entwicklungsmöglichkeiten. Potenziale und Nischen für Spezialisierungen gibt es für Anbieter reichlich. Sie werden erst zum Teil genutzt, insbesondere im Innovations- und Know-how-Management ist noch „Luft nach oben“. Es wird von den Anbietern abhängen, die exzellenten Möglichkeiten in echte Nachfrage umzuwandeln und dabei konkurrenzfähig zu agieren.
Wie wichtig ist die Wahrnehmung derartiger Angebote, um „Volkskrankheiten“, wie beispielsweise Burnout, vorzubeugen?
Die zunehmende Belastung im Beruf und im Alltag und die damit einhergehende Sorge vor Krankheit und Stress, kombiniert mit einem hohen Engagement kann über Frustration, weiteren Stress und andere Ursachen zu einer Erhöhung des Risikos für einen Burnout führen, die möglicherweise einer Behandlung bedürfen. Wer ein Gefühl des Ausgebranntseins verspürt, leidet möglicherweise noch nicht am Syndrom, sollte aber das Bedürfnis nach Ruhe oder Urlaub ernst nehmen und ausführlich nach den Ursachen forschen, bevor ernsthafte Störungen und psychosomatische Krankheiten auftreten.
Was können Besucher von Ihrem Vortrag „Die Entwicklung des Gesundheitstourismus zum Thema Burnout-Prävention“ am Life Balance Day 2016, der am 17. September 2016 in Aschaffenburg stattfindet, erwarten?
Immer mehr Menschen realisieren, dass Eigenvorsorge zum Erhalt der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit einerseits persönlich lohnend ist, andererseits auch für die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz und im Privaten erwartet wird.
Die Chancen liegen unter anderem auch in neuen gesundheitlichen Urlaubsformen wie Selfness-Urlaub (Lebensberatung, Personal-Coaching / Krisen-Management im Urlaub et cetera) sowie Ernährungs- und Natururlauben, die auf Erholung orientierte Urlaubsformen mit nachweislich gesundheitlichen Mehrwerten aufladen.
Frau Ulrike Ditz, vielen Dank für das Gespräch und Ihre faszinierenden Einblicke. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Life Balance Day 2016.
Das Interview führte Oliver Foitzik, Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO sowie Geschäftsführer derFOMACO GmbH.
Über Ulrike Ditz
Ulrike Ditz ist:
- Senatorin des Europäischen Wirtschaftssenats
- Gesundheitspädagogin
- Leiterin des Burnout-Centrums, der Burnout-Akademie und des Burnout-Netzwerks
- 28 Jahre Erfahrung im Gesundheits- und Präventionsmanagement
- Zehn Jahre Selbständigkeit im Gesundheits- und Präventionsmanagement