Das flexible Herz – Wie das Herz uns hilft, unsere Träume zu verwirklichen

Eine Liebeserklärung an das wichtigste Organ des Menschen als Gastbeitrag von Alexander Kropp.

Stell dir folgende Situation vor:

Nach einem anstrengenden Arbeitstag kommst du nach Hause. Während du die Wohnungstür aufschließt, erinnerst du dich an das Abendessen, das vorbereitet werden soll und die Wäsche die noch auf dich wartet.

… und dann begrüßt dich völlig außer sich vor Freude Dein Hund …

Es gibt wohl kaum ein Lebewesen, das echte Freude so offensichtlich ausdrücken kann, wie der eigene Hund! Egal was war oder was noch kommt, in diesem Moment ist alles in Ordnung, augenblicklich entspannst du. Die Entspannung überträgt sich direkt auf die unbewussten Vorgänge im Körper: Atmung, Herzschlag und Blutdruck regulieren sich (vgl. Servan-Schreiber, 2003).

Genauso spontan reagierst du, wenn du gerade einem zähnefletschendem Hund gegenüber stehst. Du musst nicht lange überlegen, was er dir damit sagen möchte. Intuitiv reagierst du sogar, bevor Denken überhaupt möglich ist. Höchst wahrscheinlich hat sich dein Körper schon vorbereitet, während du das liest …

Die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen ist eine Errungenschaft der Säugetiere und bietet einen entscheidenden Überlebensvorteil. Es befähigt uns, den Zustand der Menschen und Tiere um uns herum zu deuten und damit deren weiteres Verhalten vorhersagen zu können. Wir müssen uns also nicht erst beißen lassen, um zu erkennen, dass der Hund gerade wütend ist! Umgekehrt musst du Deinen Kollegen nicht erst hauen, damit dieser erkennt, dass Du seine Arbeit nicht übernehmen möchtest.

Genauso wichtig, wie Emotionen auszudrücken und zu erkennen, ist die Fähigkeit, sie regulieren zu können. Nur wenn wir unsere Emotionen erfolgreich beeinflussen können, sind wir in der Lage, unsere Träume zu verwirklichen, gute Beziehungen zu führen und ein gesundes Verhältnis zu uns selbst aufzubauen (Gross & Munoz, 1995). Wie gut wir darin sind, hängt unter anderem davon ab, wie anpassungsfähig und flexibel die Regulationsmechanismen im Körper funktionieren, wie z. B. das Herz (Gross, 1998).  

Ein dynamisches Herz hilft, schwierige Situationen zu meistern. Probiere es mal aus. Lege deine Finger in einem entspannten Zustand auf die Herzgegend und spüre deinen Herzschlag. Währenddessen atme tief ein und langsam aus. Wiederhole das ein paar Mal, während du das Schlagen deines Herzens beobachtest. Spürst du eine Veränderung?

Unser Herz besitzt die Fähigkeit, auf die Umwelt zu reagieren, um uns zu helfen, uns schnell und angemessen zu verhalten. Diese Variabilität des Herzens (genannt Herzratenvariabilität) zeigt sich in der Übung. Wenn du einatmest, schlägt dein Herz etwas schneller. Beim Ausatmen wird es langsamer.

Stress, Anspannung und Konzentration führt zu einer Reduktion dieser Variabilität des Herzschlags (Berntson et al., 1994). Wie im vorherigen Artikel zum Thema Stress beschrieben, ist das nicht schlecht, sondern eine sinnvolle Anpassung des Körpers zur schnellen Bewältigung schwieriger Situationen. Erst chronische Belastungen und eine dadurch dauerhaft reduzierte Anpassungsfähigkeit des Herzens führen zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen (Task Force, 1996). Eine hohe Variabilität des Herzens, wie sie sich im Atem-Test zeigen kann, ist eine biologische Grundlage, die uns hilft, mit Stress und negativen Gefühlen besser umzugehen (Fabes et al., 1997), positive Beziehungen aufzubauen und langfristige Ziele zu erreichen (Gross et al., 1995).

Dein Herz ist nicht nachtragend! Egal wie das Verhältnis zu Deinem Herzen bis heute war, ob es bisher jeden Tag 12 Stunden ohne Pause gestresst wurde oder ob es gar nichts zu tun bekam, ob es verschlossen wurde oder regelmäßig Leere, Ärger oder Trauer ertragen musste. Egal wie alt du bist, wenn du ab heute beginnen möchtest, auf Dein Herz zu hören, wird es sofort mitmachen!

Nimm dir jeden Tag eine halbe Stunde, mache den Atem-Test, beruhige Deinen Herzschlag. Suche die für Dich geeignete Methode dafür aus. Körperliche Aktivität wie Laufen oder progressive Muskelrelaxation trainiert Dein Herz und lässt Dich danach noch tiefer entspannen (vgl. Margraf, 2009). Regelmäßige Entspannung trainiert die Entspannungsregulation des Herzens und verbessert damit seine Anpassungsfähigkeit (Hoos, 2004). Geeignet dafür sind vor allem Kurzschlaf, Meditation und autogene Entspannung. Wer sich den technischen Fortschritt zunutze machen möchte, kann Entspannung, Konzentration und Meditation mit der audio-visuellen Stimulation des brainLight-Systems trainieren. Schon nach 30 Minuten Anwendung eines Entspannungsprogramms steigt die Anpassungsfähigkeit des Herzens (Kropp, 2014; Salib et. al, 2012).

Wie Abraham Lincoln schon wusste: „Wenn ich acht Stunden Zeit hätte, um einen Baum zu fällen, würde ich sechs Stunden die Axt schleifen.“

Beginne mit einer halben Stunde pro Tag.

 

Quellen

Berntson, G. G., Cacioppo, J. T., Binkley, P. F., Uchino, B. N., Quigley, K. S. & Fieldstone.

A. (1994). Autonomic cardiac control: III. Psychological stress and cardiac response in autonomic space as revealed by pharmacological blockades. Psychophysiology, 31599–608.

Fabes, R. A., & Eisenberg, N. (1997). Regulatory control and adults’ stress-related responses to daily life events. Journal of Personality and Social Psychology, 73, 1107–1117.

Gross, J. J. (1998). The emerging field of emotion regulation: An integrative review. Review of General Psychology, 2, 271–299.

Gross, J. J., & Munoz, R. F. (1995). Emotion regulation and mental health. Clinical Psychology: Science and Practice, 2, 151–164.

Hoos, O., Heidrenreich, B., Betz, M., Stoll, O. & Hottenrott, K. (2004). Effekte einer körperorientierten Entspannung auf Herzfrequenzvariabilität und Befindlichkeit. In K. Hottenrott (Hrsg.), Herzfrequenzvariabilität im Fitness- und Gesundheitssport (S.142- 152). Hamburg: Feldhaus Verlag GmbH & Co. KG.

Kropp, A. (2014). Untersuchung zur Wirkung audiovisueller Stimulation im Alpha-Frequenzband auf Konzentrationsleistung und Entspannungsfähigkeit. Unveröffentlichte Studie, Universität Leipzig: Biologische Psychologie, Deutschland

Margraf, S., 2009. Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Heidelberg: Springer Medizin Verlag.

Salib, M., Weisser, R., Töpfer, C., Jenner, A., Schwarze, K., Viloria, M., Weisser, J., Kolokolov, I., Baldassi, N., Norman, D., Saier, S. & Kohl, M. (2012). Die Gesundarbeiter. Unveröffentlichte Studie, Hochschule Furtwangen: Molekulare und Technische Medizin, Deutschland.

Task Force of the European Society of Cardiology and the North American Society of Pacing and Electrophysiology, (1996). Heart rate variability: standards of measurement, physiology interpretation and clinical use. Circulation 93, 1043-1065.

Veröffentlicht von

Jost Sagasser M.A.

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